Daniel Feurer aus Oberuzwil lernte mit dem
«schrillen Pfeifen» im Ohr zu leben
Tinnitus - wenns im
Ohr pfeift
Daniel Feurer berichtet von seinem Leben mit dem «schrillen
Pfeifen» im Ohr.
Als Daniel Feurer vor drei Jahren erstmals von einem schrillen
Pfeifen im Ohr, dem Tinnitus, aus seinen Träumen gerissen wurde, ist viel
passiert. Die ersten Wochen waren ein einziger Albtraum. Diverse
Arztbesuche, ein Spitalaufenthalt, Akupunktur und Homöopathie brachten
nicht die ersehnte Ruhe und er verlor nicht nur den Glauben an seine
Genesung, sondern auch seinen Lebenswillen. Heute kann der 41-jährige
Familienvater sein Leben auch mit dem Tinnitus in vollen Zügen geniessen.
Kürzlich war Daniel Feurer bei SF 1 bei «Aeschbacher» zu Gast um über
sein Leben mit dem Tinnitus zu sprechen. «Obwohl ich anfänglich doch etwas
nervös war, war es für mich eine sehr gute Erfahrung. Ich hoffe, dass ich
so auch anderen Betroffenen Mut machen kann, ihr Leben wieder selbst in
die Hand zu nehmen», erklärt der Oberuzwiler.
Keine organische
Ursache
«Bei mir wurde damals eine organische Ursache
ausgeschlossen. Ich fragte mich verzweifelt, was es dann sein könnte.
Obwohl ich zuvor immer eine Frohnatur und ein grosser Optimist war,
wandelte ich mich langsam aber sicher in ein Häufchen Elend», erinnert
sich Daniel Feurer heute. Der dauernde Kampf gegen das unüberhörbare
Pfeifen, der Schlafentzug und die Panik-Attacken hatten tiefe Spuren im
Körper und in seiner Seele hinterlassen.
Am Rand des
Abgrunds
In seiner Verzweiflung flammten auch
Selbstmordgedanken in ihm auf und liessen sich nicht mehr löschen. «Es
wäre doch so einfach gewesen, Schluss zu machen und alles hinter mir zu
lassen. Dann dachte ich aber an meine Familie und mein Leben und
entschloss mich, dass ich es mir nicht so einfach machen wollte», erklärt
Daniel Feurer. «Ich stand damals zwischen der Entscheidung «Leben oder
Tod» und entschied mich fürs Leben».
Auf eigene
Faust
Da ihm die Ärzte nicht helfen konnten entschloss er sich,
sich selber auf die Suche nach einer Heilung zu machen und begann, sich
intensiv mit sich selbst auseinanderzusetzen. «Ich legte mich eines Tages
auf mein Bett und begann mich mit mir selber auseinanderzusetzen. Während
meiner Reise in mich selbst versuchte ich bespielsweise dem Geräusch etwas
Positives abzugewinnen. Ich sagte mir, dass es zwar schlimm, aber noch
lange kein Weltuntergang ist. Langsam begann sich meine Stimmung zu
bessern und innerhalb drei Monate wurde mein Tinnitus vom Feind zum
Freund, und ich wurde so mein eigener Therapeut und Heiler.»
Vom Feind zum Freund
Daniel Feurer brachte seinem
Körper und seiner Seele bei, dass sein Tinnitus keine Bedrohung, sondern
ab jetzt ein Teil von ihm sein würde. So verschwanden die Panik-Attaken
und Schlafstörungen. «Heute geht es mir ausgezeichnet, obwohl mein
Tinnitus noch genauso laut ist wie am Anfang. Tagsüber höre ich ihn nur
selten und am Abend im Bett, wenn es um mich herum ruhig ist, höre ich ihm
zu, bis ich einschlafe. Ich habe mit ihm ein Abkommen: Er lässt mich
schlafen, und ich bekämpfe ihn nicht.»
Mit Tinnitus leben
gelernt
Der Oberuzwiler ist weder auf Medikamente noch auf
Geräte angewiesen, denn er weigerte sich, den Tinnitus zu seinem
Lebensmittelpunkt zu machen. Mittlerweile hat sein «Ablenkungs-Programm»
eine Eigendynamik entwickelt, läuft automatisch im Hintergrund und lässt
ihn auch in schwierigen Situationen seinen Tinnitus überhören. «Ich fühle
mich geheilt. Nicht, weil mein Tinnitus verschwunden ist, sondern, weil
ich sehr gut damit leben kann. Ich bestimme mein Leben wieder
selbst.»
Möglichkeiten abklären
Um dies zu erreichen
ist es allerdings sehr wichtig, dass sich Betroffene so früh wie möglich
medizinisch komplett durchchecken lassen. Es gibt eine Reihe organischer
Ursachen, die Tinnitus verursachen können. Sollte der Arzt nichts
feststellen, gibt es eine Vielzahl an Therapien, welche Tinnitus-Patienten
angeboten werden. «Ich entschied mich damals für die Homöopathie und die
Akupunktur. Zum Verschwinden brachten sie meinen Tinnitus nicht, aber sie
gaben mir Kraft und die Einsicht, dass ich die volle Verantwortung für
mich und mein Leben übernehmen muss, wollte ich eines Tages wieder
«gesund» und fröhlich werden.»
Heilung beginnt im
Kopf
Wie möchten Sie anderen Tinnituspatienten helfen? «Ich
kann niemanden heilen, das kann der Betroffene nur selber. Aber ich kann
helfen, indem ich Patienten zur Seite stehe und ihnen die Methode, die mir
geholfen hat zurück ins Leben zu finden, beibringe. Sie beruht im
wesentlichen auf dem Prinzip der Abklärung, Akzeptanz und Ablenkung.»
(www.tinnitus-beratungen.ch)